Das geht ja auch ohne anschreien

Das Segeln bei Sturm auch ohne Panik und Schreierei an Bord möglich ist war nur eine von vielen lehrreichen Erfahrungen beim diesjährigen Segeltraining „Frauen an die Pinne“.

Nicht immer, aber immer öfter gibt es auch am Steinhuder Meer stürmische Wochenenden. So auch vom 24. Juli bis 26. Juli 2015. Doch dank der Begleitung durch erfahrene Trainerinnen konnten die Teilnehmerinnen bei „Frauen an die Pinne“ lernen, dass Segeln selbst bei viel Wind relativ stressfrei sein kann. „Ich hab es noch nie erlebt, dass an Bord so eine Ruhe herrscht bei so viel Wind“, stellte Seglerin NAME fest nachdem Sie gemeinsam mit den erfahrenen Trainerinnen Kerstin Lange und Annika Levin bei sieben Windstärken eine Runde auf dem Steinhuder Meer dreht hat.

16Frauen trafen sich bei der KSGH, um ihre seglerischen Fähigkeiten aufzufrischen. Ob erfahrene Küstenseglerin, die keine Erfahrung im Jollensegeln hat, routinierte Mitseglerin, die die Pinne zum letzten Mal zur Segelscheinprüfung übernahm oder einfach Frauen, die ihre Angst beim Segeln verlieren möchten – die Truppe war auch in diesem Jahr bunt gemischt.

Schon zur Tradition ist die Reviererkundungsfahrt mit einem Auswanderer geworden. Leider ließ sich Rasmus nicht mit Sherry besänftigen und schickte den Frauen eine Sturmfront. Doch die zwei ehemaligen Regattaseglerinnen Lange und Levin zeigten den Frauen, dass ein Boot auch bei sieben Windstärken beherrschbar ist und segelten mit jeder Frau, die sich traute, eine Runde über das Steinhuder Meer. „Es geht bei diesem Training nicht darum möglichst viele Runden um ein Dreieck zu drehen, sondern die Frauen sollen vor allem mehr Selbstbewusstsein erlangen, die Angst verlieren und ihren Spaß am Segeln wieder entdecken, so Trainerin Kerstin Lange. Da der Wind im Tagesverlauf bis auf 10 Beaufort auffrischte, wurde der Rest des Tages zur Auffrischung der theoretischen Grundladen genutzt. Außerdem testen die Frauen, wie es ist bei Wind und Welle in verschiedenen Schwimmwesten zu schwimmen. „Das war eine super Erfahrung. Ich war überrascht, was es für Unterschiede gibt. Zu Hause hätte ich das sicherlich nie ausprobiert“, sagt Teilnehmerin Andrea Modeß aus Strausberg Am Sonntag verbesserten sich die Bedingungen und die Frauen konnten doch noch einmal selbst die Pinne übernehmen.

Bereits seit 2009 bietet der Seglerverband Niedersachsen Frauen jeden Alters die Möglichkeit zu einem Segeltraining unter professioneller Anleitung. „Die große Nachfrage zeigt, wie wichtig so ein Trainingsangebot im Breitensport ist. Leider gibt es solche Angebote nicht in regelmäßiger Form in Vereinen. Das wäre jedoch wichtig, denn die reine Ausbildung für den Segelschein reicht bei weitem nicht. Das sehen wir jedes Jahr bei „Frauen an die Pinne “, sagt Kerstin Levin, Fachwartin für Gleichstellung und Inklusion des Segler Verbandes Niedersachsen.

Möglich ist ein Projekt wie „Frauen an die Pinne“ in Zeiten von Mittelkürzungen nur mit vielen ehrenamtlichen Helfern und großzügigen Unterstützern. Hierzu zählen u.a. die Kanu- und Segel Gilde Hildesheim, die ihre Räumlichkeiten für die Unterbringung der Seglerinnen sowie ihre Schulungsboote zur Verfügung stellt. „Nur mit dieser Unterstützung ist ein Projekt wie „Frauen an die Pinne“ möglich und ich hoffe, dass wir auch im nächsten Jahr wieder trainieren können“, betont Kerstin Levin.

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