Gerade erst ist das Segelboot via Kran auf dem Wasser gelandet, da rollt der Trecker bereits erneut zu der Lagerhalle, um das nächste Boot ins Freie zu ziehen, um auch dieses auf die Weser zu bugsieren: Es ist Frühling mit Aussicht auf Sommer, und dementsprechend geschäftig geht es auf dem Gelände des Bootsportvereins Achim Thedinghausen (BSV-AT) auf der Südseite des Flusses nahe der Ueser Brücke zu – an sich wie jedes Jahr, und doch ist es dieses Mal ein bißchen anders. Denn der Verein feiert sein 100-jähriges Bestehen.
Eines ist dabei über all die Jahrzehnte hinweg gleich geblieben: „Von Anfang an hat der Verein hier seinen Standort, inklusive der Gründung dort in der Gaststätte“ sagt der Vorsitzende Torsten Köster mit Blick auf das Lokal auf der anderen Seite der Achimer Landstraße, in dem heute das Restaurant Kreta seinen Platz hat. Für den Anfang 1924 hatten die zwölf Gründungsmitglieder eine kleine Hütte gebaut, die sie für die Zusammenkünfte nutzen, aber auch, um die Boote zu lagern. „Von der aus hat sich der heutige Bestand entwickelt“, sagt Köster.
Und der kann sich sehen lassen; neben dem Vereinsheim mit angeschlossener Halle befinden sich zwei weitere Hallen für die Boote auf dem Gelände direkt am Wasser. Vieles ist im Laufe der Jahrzehnte in Eigenleistung entstanden, darunter auch das erste Motorboot des Vereins. Darin im Motor verbaut: Teile eines Grammofons. Auch die ersten Jollen des Vereins in den 60er Jahren sind Marke Eigenbau.
Viel Platz war in den Anfangszeiten allerdings nicht nötig, denn die Aktivitäten des Vereins konzentrierten sich auf das Rudern und Paddeln, „damals noch in weiß gekleidet und im blauen Jarkett“, weiß Ingo Hälke, der stellvertretende Vorsitzende des BSV-AT. „Da gab´s noch Kleidervorschriften.“ Die sind heute passé, aber auch die sportliche Ausrichtung des Vereins hat sich insofern geändert, dass Rudern und Paddeln heute so gut wie keine Rolle mehr spielen, statt dessen sind die Mitglieder mit Motor- sowie Seglbooten unterwegs. Dennoch: Für Paddeler und Ruderer von außerhalb ist der Bootsportverein Achim-Thedinghausen nach wie vor eine Anlaufstelle, die dann auf der Rasenfläche an der Weser ihr Zeltlager aufschlagen. Von außerhalb kommen auch Bootsfahrer, die zu Beginn und Ende der Saison den 1988 gebauten Kran des Vereins sowie die speziell für die Anlage geschulten Vereinsmitglieder nutzen, um ihr Boot zu Wasser zu lassen, beziehungsweise es wieder aufs Trockene befördern zu lassen.
Die Segler des Vereins sind inzwischen auch eher auf Nord- und Ostsee unterwegs. „Wegen der vielen Büsche am Ufer ist es schwierig, auf der Weser zu segeln“, erklärt Köster. Nichtsdestotrotz ist auf dem Fluss vor dem Vereinsgelände immer noch einiges los, „manchmal ein bisschen wie auf dem Nürburgring“, sagt Hälke mit einem Lachen. „Auch, wer mit seinem Boot woanders unterwegs ist, ist viel hier, sogar im Winter, für Sanierungen.“
Bei der Mitgliederstruktur hat sich ebenfalls einiges geändert. War es einst ein reiner Männerclub, ist heute ein nicht unerheblicher Teil der mehr als 200 Mitglieder weiblich. „Und wir können uns generell über Nachfrage nicht beschweren“, sagt Hälke.
Allein die Jugendgruppe umfasst gut 20 Kinder und Jugendliche, die auf kleinen Booten, sogenannten Optis, das Segeln und alles, was zum verantwortungsvollen Verhalten auf dem Wasser dazugehört, lernen. „Es ist hier ein anspruchsvolles Revier, die Jugendlichen lernen hier von Anfang an, mit der Strömung der Weser zu arbeiten und seitwärts anzulegen“, erklärt Köster.
Was dem Verein allerdings fehlt, ist die Altersgruppe zwischen 16 und 30 Jahren. „Da würden wir uns über Verstärkung freuen“, erklären Köster, Hälke und Schriftwartin Birgit Wegener. Denn gerade das Zusammenspiel aus verschiedenen Generationen ist ein Aspekt des Vereinslebens, mit dem das Vorstandstrio viele Kindheitserinnerungen verbindet. Alle drei haben schon als Steppkes mit ihren Eltern die Wochenenden vor allem in den Frühjahrs- und Sommermonaten auf dem Wasser und dem Vereinsgelände verbracht.
„Das hier ist wie zu Hause zu sein“, beschreibt es Wegener. „Damals als Kind war ich viel hier, jetzt fiebert meine Tochter schon immer dem Frühjahr entgegen, wenn es hier wieder losgeht“, sagt Hälke. Für Köster macht vor allem die Ruhe den Reiz des Wassersports aus, „aber natürlich auch, wenn das Rennfieber ausbricht, das macht dann richtig Spaß. Und das Schöne ist: Egal, ob auf dem Wasser oder im Winter, wenn unsere Mitglieder ihre Boote warten, jeder hilft hier dem anderen.“
Nina Baucke – Kreiszeitung Achim
Am 1.Juni 2024 hatte der Bootsportverein Achim-Thedinghausen zur Jubiläumsfeier eingeladen.
Neben einer großen Anzahl von Vereinsmitgliedern und Gästen waren vom Segler-Verband-Niedersachsen e.V. der 2.Vorsitzende Hans Hüser und vom Regionalen Segler-Verband Elbe-Weser e.V. der 2.Vorsitzende Detlef Lohse anwesend.
Sie überbrachten die Jubiläumsurkunden der Verbände, verbunden mit jeweils einer Spende für die erfolgreiche Jugendarbeit.
Gruppenbild mit Hans Hüser, Detlef Lohse u. 2.Vors. BSV-AT Ingo Hälke / Foto: Elke Hüser