Reicht das Stichwort Olympia 2024 aus, um Dich bis dahin dauerhaft für das Kitesurfen bis in die letzten Fingerspitzen zu elektrisieren und gibt es eine konkrete Olympiakampagne ? Welche Wettkampfstationen hast Du für die kommende Saison geplant ?
Seitdem ichvor fast 15 Jahren mit dem Kiten begonnen habe, bin ich permanent elektrisiert. Nichts hat mich derart in den Bann gezogen, wie das Kitesurfen, ein Sport der so vielseitig und naturverbunden ist, wie kaum ein anderer. Sei es Wellenreiten, einfaches Freeriden, massive Kiteloops oder meine Lieblingsdisziplin dem Hydrofoilen, Kitesurfen bietet soviel Zunder, dass das Feuer in mir wohl nie erlischt. Jetzt, da das größte und bedeutenste Ereignis eines Sportlers -Olympia- vor der Tür steht, bin ich natürlich umso mehr motiviert, so viel Zeit wie möglich auf dem Wasser zu verbringen. Nicht nur, weil ich das Training brauche und selbstverständlich noch besser werden muss, Kiteracing macht mir schlicht und ergreifend so viel Spaß wie nur wenige andere Dinge auf diesem Planeten. Es ist eine Passion, die ich definitv nicht so schnell verlieren werde.
Für mich startet die Kampagne dieses Jahr im Februar auf Sardinien. Dort und im Anschluss in Palma werden wir uns auf die Princess Sofia Regatta Anfang April vorbereiten, dem ersten Segel-Weltcup dieses Jahres und damit dem Auftakt in die Wettkampfsaison. Danach gibt es zwar noch keine konkreten Trainingsdestinationen, allerdings stehen über das Jahr verteilt verschiedenste Wettkämpfe auf nationaler und internationaler Ebene an, wie den deutschen Meisterschaften in St. Peter Ording und der Kitefoil World Tour in Süditalien, Österreich oder Spanien. Die Highlights dieser Saison liegen definitiv im Herbst mit den Europameisterschaften in Griechenland und den Weltmeisterschaften auf Sardinien.
Welche Dinge außerhalb des Surfens müssen auch noch zuvor erledigt sein, damit Du Dich unbelastet auf das besondere Ziel einlassen kannst?
Jetzt gerade bin ich in den Endzügen meiner Masterarbeit zum Thema Windturbulenzforschung. Auch, wenn das sehr nah am Kiten erscheint, so zielt mein Schaffen hierbei doch noch mehr in Richtung Nachhaltigkeit und Entwicklung erneuerbarer Energien. Ziel meiner Arbeit ist es, bestehende Technologien durch Modellversuche im Windkanal weiterzuentwickeln, zu verändern und eventuell der Forschung einen kleinen Stoß in die richtige Richtung zu versetzen.
Angesichts der vielen jungen Talente, die gerade nachkommen, hat sich die Konkurrenzsituation sicher erheblich verstärkt; welche Stärken kannst Du da weiterhin entgegensetzen und wo musst Du noch besonders an Dir arbeiten ?
Es gibt tatsächlich zurzeit extrem viele neue Talente, die international auf absolutem Weltklasseniveau fahren! Generell wird die Leistungsdichte immer höher und die Konkurrenz größer, eine unglaublich gute Entwicklung für den Kitesport. Ich weiß selbstverständlich um meine Schwächen, kann aber vieles durch Erfahrung in Taktik und meinem sehr breit gefächerten Fahrkönnen wettmachen. Ich fühle mich pudelwohl im extremen Leichtwind, komme aber durch das Training an meinem Homespot Hooksiel auch sehr gut mit starken Ströumungen, hohen Wellen oder böigem Wind zurecht. Dieses Jahr ist für mich tatsächlich das erste Mal, dass ich mich nach Schule, Bachelor und Master voll und ganz auf das Training konzentrieren kann. Und ich bin top motiviert, das Beste aus mir heraus zu holen.
Wirst Du professionell trainiert, gibt es feste Trainingsgruppen, trifft man sich mit anderen Talenten auf Kitecamps ? Wie sieht das Wintertraining hier im kalten Norden aus ? Ab wieviel Grad gehst Du aufs Wasser ?
Seit einigen Monaten haben wir einen professionellen Segelcoach. Chris Rashley ist ein ehemaliger Mottensegler und extrem strukturierter, ehrgeiziger Trainer. Die Arbeit mit ihm kann zwar manchmal anstrengend sein, aber durch seine individuellen Analysen macht es echt viel Spaß, mit ihm aus jedem Training so viel Benefit wie möglich herauszuholen. Außerdem gibt es unter uns Kitern zwar in jedem Wettkampf große Konkurrenz, allerdings sind fast alle Nationen offen dafür, miteinander zu Trainieren und den größtmöglichen Nutzen voneinander zu haben. Ich selbst trainieren sehr gerne und viel mit dem holländischen bzw. italienischen Nationalteam. Einerseits ist es natürlich gut, seine Gegner im Auge zu behalten, andererseits trägt ein Training mit möglichst vielen Fahrern und damit auch Referenzpunkten die größten Früchte! Ich liebe die Offenheit und den Austausch unter uns Kitern und finde es schade, dass in vielen anderen Disziplinen das Training so verbissen und abgekapselt von anderen Nationen stattfindet. Aber das kann auch nur eine Kiter-Marotte sein…
Gibst Du Dein Wissen an die nächste Generation bereits durch Trainingslager weiter ?
Tatsächlich ja. Nachdem ich nun schon öfters als internationaler Technikcoach gearbeitet habe, fand letztes Jahr auch das erste Training auf nationaler Ebene in meinem Verein statt. Bei den Cuxkiters e.V. haben wir eine echt grandiose Nachwuchsarbeit, mit vielen wettkampfbegeisterten Talenten, denen ich in Foilcamps die ersten Meter auf dem neuen Sportgerät gezeigt habe. Diese Camps werden wir im Sommer noch intensivieren um immer mehr Menschen diese geniale Sportart des Kitesurfens näherzubringen.
Jannis Maus im Kontakt mit Jochen Bredt